Mühlen
Mühlen sind ein fester Bestandteil unserer kollektiven Erinnerung. Sie werden in unzähligen Märchen, Sagen und Liedern besungen, und ganze Landstriche werben mit ihrer “Mühlenromantik”. Doch die romantischen Vorstellungen entstanden erst im 19. Jahrhundert, als Dampfmaschinen und Elektrizität die alten Wasserwerke zunehmend verdrängten. Mühlen waren vorindustrielle “Fabriken” und ihre Betreiber, die über Wasserbau und die komplexe Mechanik Bescheid wissen mussten, eigentliche “Ingenieure”.
Die Steinenklostermühle am Vorderen Teich. Aquarell von J.J. Schneider, 1874
Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt, Bildbezeichnung: BILD Schn. 57 Im St. Albantal, 1874
https://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=94101
Flösserei
Der St. Albanteich diente auch als Wasserweg. Auf ihm wurde ein grosser Teil des benötigten Bauholzes in die Stadt geflösst.
Flösser auf der Birs bei Zwingen. Kupferstich von Matthäus Merian, 1625
Andere Nutzungen
Der Vordere Teich. Aquarell, unbekannter Künstler, 19. Jahrhundert.
Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt, Bildbezeichnung: BILD Visch. B 16 Ansicht des St. Alban Teichs und der St. Albankirche mit Chor, von Osten
https://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=559356
Brunnwerke
Sowohl bei St. Jakob als auch im St. Alban-Tal befanden und befinden sich in der Nähe des Teiches teilweise ergiebige Quellen. An beiden Orten wurden Brunnwerke erbaut und die Wasserkraft des St. Albanteiches dazu genutzt, Quellwasser in ein Hochreservoir zu pumpen. Das Brunnwerk St. Jakob entstand 1624 unmittelbar nach der Verlängerung des St. Albanteichs. Es versorgte die Brunnen des Siechenhauses mit Wasser. Wasserturm und Wasserrad bestehen nach wie vor, obschon die Quelle bei Bauarbeiten (Autobahnanschluss) abgeschnitten wurde und nicht mehr gefasst werden konnte.
Das Brunnwerk St. Alban entstand 1837 und sollte in der rasant wachsenden Stadt die mittelalterlichen Brunnwerke ergänzen. Das Pumpwerk wurde in der Hirzlimühle eingerichtet, das (immer noch bestehende) Hochreservoir in der St. Alban-Vorstadt 81.
Wässerung
Das Wasser des Teichs wurde auch zur Bewässerung der Felder bei St. Jakob und in den Lehenmatten verwendet. Bei St. Jakob wurde das Wasser zu diesem Zweck in Gräben abgeleitet, die mit hölzernen Schützen abgesperrt werden konnten. Bei Niedrigwasser musste die Entnahme eingestellt werden. In den Lehenmatten erfolgte die Wasserentnahme durch Teucheln, deren Durchmesser 5 cm nicht übersteigen durften. Sie mussten 60 cm über der Teichsohle angebracht werden, damit bei niedrigem Pegelstand kein Wasser verloren ging.
Textilindustrie
Basels bedeutendstes Exportprodukt, Seidenbänder, wurden jahrhundertelang in Heimarbeit auf dem Land gewoben. Im 19. Jahrhundert investierten die Seidenbandherren zunehmend in Fabriken in der Stadt.
1840 richtete die Firma Freyvogel & Böcklin in der Orismühle die erste Bandfabrik am St. Albanteich ein. Die Wasserräder wurden durch Turbinen ersetzt; später trieben Dampfmaschinen die Webstühle an.
1850 liess Carl Sarasin am Vorderen Teich durch Architekt Melchior Berri die “Rote Fabrik” erstellen. Allerdings besass Sarasin keine Wasserrechte. Die Maschinen wurden von Anfang an mit Dampfmaschinen angetrieben. Die “Rote Fabrik” ist einer der wenigen überlebenden Industriebauten des 19. Jahrhunderts in Basel. Wo einst Seidenbänder gewebt wurden, ist heute die Jugendherberge untergebracht.
Eine weitere Bandfabrik erbaute Johann De Bary 1855 in den Lehenmatten zwischen der Gellertstrasse und dem St. Albanteich. Er erhielt die Konzession, den Teich zu begradigen und zu verkürzen. Durch das grössere Gefälle erzielten die erstmals am Teich verwendeten Turbinen eine höhere Leistung.